BEI DER AMNESTY-GRUPPE WÜRZBURG-STADT
Die Amnesty-Gruppe Würzburg-Stadt (Gruppe 1192) ist die zentrale Amnesty-Gruppe in Würzburg.
Wir setzen uns für ein großes Ziel ein: die Verwirklichung der Menschenrechte für jeden Menschen. Unsere Arbeitsgrundlage ist die “Allgemeine Erklärung der Menschenrechte”.
Die Gruppe beteiligt sich in erster Linie an Aktionen, die vom Nationalen Sekretariat in Berlin vorgeschlagen werden; so auch regelmäßig am “Briefmarathon”, der immer um den 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, durchgeführt wird. Um diesen Termin sollen in der gesamten Bundesrepublik einheitliche Appellbriefe zugunsten von politisch Verfolgten verschickt werden.
Doch auch während des Jahres setzt sich die Gruppe in ausgewählten Fällen für politisch Verfolgte ein – siehe unten “Aktuelle Aktion” und “Aktueller Fall”.
Wir laden dich herzlich ein, dich hier über uns, unsere Amnesty Gruppe Würzburg-Stadt, unsere Veranstaltungen und unsere weitere Arbeit zu informieren.
Wenn du bei uns mitmachen willst, scheue dich nicht uns z.B. per E-Mail via info[at]amnesty-wuerzburg-stadt.de zu kontaktieren.
Aus gegebenem Anlass: Bei Anrufen bitte die Telefonnummer auf dem AB hinterlassen oder per Mail Kontakt aufnehmen!
Gruppen in Würzburg
Amnesty-Stadtgruppe
Nächste Gruppensitzung: Dienstag, 11. Juni 2024, 19:30 Uhr in unserem Büro in der Friedenstraße 3, 97072 Würzburg. Gäste sind willkommen.
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Amnesty-Hochschulgruppe
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Amnesty-Asylberatung
Die Asylberatung von Amnesty in Würzburg berät Geflüchtete im laufenden Asylverfahren. Die genauen Tätigkeitsfelder und die Beratungszeiten können über die Website der Asylberatung eingesehen werden.
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Wie alles begann: Ein Toast auf die Freiheit
Vor mehr als 70 Jahren zündete Peter Benenson eine Kerze an und wusste damals noch nicht, dass dies der Beginn einer weltweiten Bewegung sein sollte.
Am Anfang von Amnesty International steht ein Trinkspruch: Zwei portugiesische Studenten stoßen in einem Café in Lissabon auf die Freiheit an. Doch in den Sechzigerjahren herrscht in Portugal eine Diktatur, die keine Kritik duldet – die Erwähnung des Wortes „Freiheit“ ist verboten. Die zwei Studenten werden festgenommen und später zu sieben Jahren Haft verurteilt.
1.500 Kilometer entfernt fährt der 39-jährige Anwalt Peter Benenson im November 1960 mit der Londoner U-Bahn in seine Kanzlei, als er in der Zeitung eine Meldung über das Urteil gegen die beiden Portugiesen liest. Es ist nicht das erste Mal, dass er erfährt, dass Menschen wegen ihrer Gesinnung verfolgt und eingesperrt werden. Doch die Meldung aus Lissabon geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Benenson will nicht mehr länger über solches Unrecht lesen, er will etwas tun. Er weiß nur noch nicht, wie. Aufgewühlt läuft er durch die Straßen Londons. In der Kirche St. Martin in the Fields kommt ihm der Gedanke:
“Wenn eine einzelne Person protestiert, bewirkt das nur wenig, aber wenn es viele Leute gleichzeitig tun würden, könnte es einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.”
Am 28. Mai 1961 veröffentlicht er in der Zeitung „The Observer“ den Artikel „The Forgotten Prisoners“, der mit den Worten beginnt: „Schlagen Sie Ihre Zeitung an irgendeinem beliebigen Tag auf, und Sie werden eine Meldung aus irgendeinem Teil der Welt lesen: Ein Mensch ist eingekerkert, gefoltert, hingerichtet worden, weil seine Ansichten oder religiösen Überzeugungen nicht mit denen der Regierung übereinstimmen.“ Benenson fordert die Leserinnen und Leser auf, mit Appellschreiben öffentlichen Druck auf die Regierungen zu machen und von ihnen die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. Dieser “Appeal for Amnesty” ist der Beginn von Amnesty International.
Die Resonanz ist überwältigend. 30 große Zeitungen in verschiedenen Ländern drucken den Artikel nach. Allein in den ersten Wochen melden sich mehr als Tausend interessierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Im Juli 1961 wird beschlossen, die ursprünglich auf ein Jahr angelegte internationale Kampagne in eine feste Organisation zu verwandeln. Am Ende des Jahres gibt es Sektionen in West-Deutschland, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Australien und den USA. Im September 1962 wird auf dem internationalen Treffen in Brügge endgültig der Name “Amnesty International” für die noch junge Organisation festgelegt.
Heute ist Amnesty eine weltweite Bewegung, die in über 150 Ländern vertreten ist. Über sieben Millionen Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Aktivistinnen und Aktivisten setzen sich dafür ein, dass auch 50 Jahre nach Benensons Appell die politischen Gefangenen dieser Welt nicht vergessen werden.
Schwerpunkt: Gewissengefangene. Von Anfang an setzte sich Amnesty für Einzelfälle ein – wie zum Beispiel für den in der DDR inhaftierten politischen Gefangenen Wolfgang Welsch.
Aktuelle Aktion
Wir gestalten eine Außenwand in Würzburg!
Das Ziel der Aktion ist es, durch die Wand auf Menschenrechte aufmerksam zu machen und durch die Zusammenarbeit mit Schulklassen auch die Jugendlichen anzuregen, sich mit diesem Thema
auseinanderzusetzen.
Aktuell werden die eingegangenen künstlerischen Vorschläge der Jugendlichen von zwei Künstlern aufgearbeitet und dann bald auf die Wand gebracht.
Ort: In der Zeppelinstraße am Aufgang zum Südbahnhof.
Nähere Informationen: Amnesty-Projekt (pdf-Datei)
Menschenrechtsverletzungen in Papua
Die Würzburger Amnesty-Gruppe betreut unter anderem den sogenannten Paniai-Fall (auf Englisch Paniai Shooting oder Bloody Paniai case genannt), der sich im Dezember 2014 in der Provinz Papua in Indonesien ereignete.
Dabei wurden am 8. Dezember 2014 vier Studenten getötet und mindestens 17 weitere Personen verletzt, als Sicherheitskräfte auf sie schossen. Die Betreffenden waren Teilnehmer einer friedlichen Demonstration gegen Soldaten des Bataillons 753, die in der vorangegangenen Nacht eine Gruppe Minderjähriger verprügelt hatten.
Der seit Oktober 2014 amtierende Präsident Joko „Jokowi“ Widodo versprach anlässlich einer Weihnachtsfeier 2014 die Aufklärung des Falles. Dazu kam es jedoch nicht. Die Nationale Menschenrechtskommission Komnas HAM gibt an, dass die Polizei ihre Ermittlungen einige Zeit nach dem Vorfall einstellte.
Komnas HAM führte eigene Ermittlungen durch und stufte den Fall daraufhin als schwere Menschenrechtsverletzung (gross human rights violation) ein. Die Generalstaatsanwaltschaft folgte dieser Bewertung jedoch nicht und wies das entsprechende Dossier im Jahr 2020 mehrmals zurück, da es nicht den Anforderungen entspreche.
Die Polizei- und Militärangehörigen, die für den Paniai-Fall verantwortlich sind, wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen. Hinzu kommen ähnliche Fälle, wodurch in Indonesien ein Klima der Straflosigkeit herrscht. Wenn Menschenrechtsverletzungen von Angehörigen der Sicherheitskräfte begangen wurden, wurden die Ermittlungen oft verzögert, vorzeitig gestoppt oder hatten keine Konsequenzen für die Betreffenden. Somit fehlt es den Opfern und ihren Familien an einem Zugang zu Wiedergutmachung und Gerechtigkeit.
Hintergrundinformationen zum Papua-Konflikt:
https://www.dw.com/de/papuas-wollen-indonesische-herrschaft-loswerden/a-50273686
Appell-Briefvorschlag: Brief_Paniai_Jan_2022-1 (word-Datei) Brief_Paniai_Jan_2022-1 (pdf-Datei)
Drei aktuelle Fälle: Iran
Arash Sadeghi und Golrokh Ebrahimi Iraee
© privat
Die Eheleute Golrokh Ebrahimi Iraee und Arash Sadeghi setzten sich vor ihrer Festnahme im September 2014 für die Menschenrechte ein, unter anderem für politische Gefangene und Meinungsfreiheit sowie gegen die Todesstrafe. In unfairen Verfahren wurden sie zu langen Haftstrafen verurteilt. Nach zwischenzeitlichen Freilassungen gegen Kaution sind beide nun wieder inhaftiert.
Atena Daemi und Golrokh Iraee Ebrahimi 2017
Die 31-jährige Atena Daemi verbüßt nach einem unfairen Verfahren wegen konstruierter Vorwürfe wie “Versammlung und Konspiration zu Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“ eine siebenjährige Haftstrafe. Hintergrund sind ihre friedlichen Menschenrechtsaktivitäten. Golrokh Iraee Ebrahimi wurde zu dreieinhalb Jahren Haft wegen “Verbreitung von Propaganda gegen das System” verurteilt. Sie war seit April 2019 gegen Kaution auf freiem Fuß, wurde aber am 9. November erneut inhaftiert.
Am 17. Juni 2019 wurde Atena Daemi zusammen mit Golrokh Iraee Ebrahimi zu Unrecht zu weiteren drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt: wegen “Beleidigung des Obersten Religionsführers” und wegen “Verbreitung von Propaganda gegen das System”. Die beiden Frauen hatten im Evin-Gefängnis die Revolutionshymne „Oh martyrs“ gesungen, um gegen die Hinrichtung der Kurden Zanyiar Moradi, Loghman Moradi und Ramin Hossein Panahi am 8. September 2018 zu protestieren. Zudem hatten sie offene Briefe zu den Hinrichtungen und auch zu ihren Haftbedingungen an die Behörden geschrieben.
25. Januar 2022: Gute Nachricht – Atena Daemi wurde nach fünf Jahren im Gefängnis entlassen. Und hier die Nachricht, die uns erreicht hat:
Dear Colleagues,
We are so pleased to share wonderful news with you this morning – human rights defender Atena Daemi was released from prison!
On 24 January 2022, late Iran time, Atena’s sister posted on Twitter that “Atena was freed” along with a video of Atena coming to embrace her mother. There is also a photo of Atena embracing her father on Atena’s Twitter account.
We presently do not have details on Atena’s release, but are working to obtain them and will share once we know more. Until then, below please find a suggested tweet which you may use with supporters and activists. The tweet is also posted on AmnestyIran.
Great news! Iranian human rights defender #AtenaDaemi was released after five years in prison! She should not have spent a single day behind bars for her peaceful human rights activism. Many thanks to everyone across the globe who tirelessly campaigned for her release!
Attached is the graphic we used in the AmnestyIran tweet.
Thank you so very much for all of the activism, support and solidarity in working towards Atena’s release!
All the best
Nassim, on behalf of the Iran team
Juni 2022: Eine weitere gute Nachricht – Golrokh Ebrahimi Iraee wurde freigelassen:
Die iranische Schriftstellerin und Menschenrechtlerin Golrokh Ebrahimi Iraee wurde bereits im September 2014 zusammen mit ihrem Ehemann, dem prominenten Studentenaktivisten Arash Sadeghi, verhaftet. Kurz nachdem sie im April 2019 nach mehr als vier Jahren wieder aus dem Gefängnis freigekommen war, wurde sie am 7. September 2019 wegen „Beleidigung des Führers“ erneut zu drei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Im April 2021 wurde ihre Haftstrafe um ein weiteres Jahr verlängert. Vor einem Monat wurde sie endlich freigelassen. Ausführliche Angaben fehlen noch.
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Außerdem: Appell von Amnesty International und anderer Menschenrechts-Organisationen an die UNO zur Lage im Iran:
Joint Letter to UN Human Rights Council – 16.06.2020
Auch der Mann von Golrokh Ebrahimi Iraee, Arash Sadeghi, ist inhaftert. Er wurde im Juli 2015 vom Revolutionsgericht in Teheran zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurden seine Facebook-Beiträge über politische Gefangene und Interviews über seine Zeit im Gefängnis vorgeworfen. Er trat mehrfach in Hungerstreik, um gegen seine Haftbedingungen und die willkürlichen Verhaftungen seiner Frau zu protestieren. Der Gefangene ist schwer an Knochenkrebs erkrankt. Eine ausreichende Behandlung und Nachsorge wird ihm seither verweigert.
In einem neuen Appellbrief wird auch die Freilassung von Arash Sadeghi gefordert:
Appellbrief Daemi, Ebrahimi, Sadeghi ab 08-2020 (Brief deutsch)
Februar 2021: Neue Information:
Arash Sadeghi:
Die im September 2020 vom Arzt vorgeschlagene Bestrahlung der Tumorregion ist offensichtlich nicht erfolgt. Iran Human Rights Monitor berichtete am 9.02.21, Arash S. habe einen offenen Brief geschrieben, in dem er sich wegen der Misshandlungen seiner Ehefrau Golrokh im Dezember beschwerte und sich gegen die Verlegung seiner Frau nach dem weit entfernten Gefängnis in Amol wandte. Gegenseitige Besuchsanträge seien abgelehnt worden.
Vahid Afkari und Habib Afkari
“Die Brüder Vahid Afkari und Habib Afkari sind im Adelabad-Gefängnis in Shiraz Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt. Seit September 2020 werden sie in fensterlosen Zellen in Einzelhaft gehalten. Die Behörden haben sie 2018 nach ihrer Teilnahme an Protesten in Shiraz willkürlich festgenommen.
Vahid Afkari wurde in mehreren unfairen Verfahren zu 33 Jahren und neun Monaten Haft sowie 74 Stockhieben und Habib Afkari zu 15 Jahren und acht Monaten Haft sowie 74 Stockschlägen verurteilt.
Ihr Bruder Navid Afkari wurde am 12. September 2020 im Geheimen hingerichtet.”
Weitere Informationen und vorgefertige Appell-Briefe:
Zu jeder Zeit: Briefaktion zugunsten politischer Gefangenen siehe bei
AKTIONEN/MITMACHEN/Urgent Actions